Ein Spiegelkabinett europäischer Wahrnehmungen seit 1870
Wenn der deutsche Staatssekretär Bernhard von Bülow 1897 sagte, „wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne“, dann mochte er das „auch“ unterstreichen – der britische Diplomat Eyre Crowe argwöhnte, Deutschland maße sich das Recht an, „den Vorrang der deutschen Ideale zu etablieren.“ Und während die Deutschen sich im 21. Jahrhundert als solidarische Europäer fühlten, wurde Deutschland in der Euro-Schuldenkrise als herzloser Hegemon kritisiert.
„Wer hat Angst vor Deutschland“ möchte zwei Geschichten miteinander verbinden. Die eine ist die Strukturgeschichte der deutschen Stärke in Europa von der „halbhegemonialen Stellung“ des Deutschen Kaiserreichs (Ludwig Dehio) bis zur Rolle der Bundesrepublik in der Europäischen Union nach dem Brexit. Die andere ist die Perzeptionsgeschichte der Spannungen zwischen deutschen Selbstbildern und Außenwahrnehmungen von Deutschland. Was die Deutschen für ihr gutes Recht oder ihre moralische Pflicht hielten, verstanden die anderen als deutsches Vormachtstreben und als Bedrohung.
Das Buch möchte verschiedene historische Muster aufzeigen – und nach ihrer aktuellen Bedeutung und ihren Konsequenzen für die Gegenwart fragen. Es erscheint im September 2018 im Verlag S. Fischer.