Stress in der Familie
Semantiken, Praktiken und Erfahrungen im soziokulturellen Wandel
in der Bundesrepublik, 1949-1990.
(Arbeitstitel)
Intention des Forschungsvorhabens ist es, den Umgang und die öffentliche wie auch private Begegnung mit dem Phänomen „Stress“, dem Stressbegriff- und erleben zu untersuchen. Dabei sollen sowohl die gesellschaftlichen sowie individuellen Erfahrungen mit Belastung, Überforderung oder Druck als auch insbesondere explizit das Gefühl des „Stresses“, dessen Grundbegriff – „Stress“ – sich im Verlauf der 1970er Jahre nicht nur semantisch im deutschen Alltagssprachschatz etablierte, sondern im historischen Wandel immer wieder unterschiedliche Zuschreibungen erfährt, analysiert werden.
Das Projekt fragt für die Ebene der Familie nach dem Zusammenhang von individuell empfundenem Belastungsdruck, der kulturellen Produktion des Stresserlebens sowie seinem Verhältnis zu kulturellen, sozialen und politischen Entwicklungen zwischen der Gründung der Bundesrepublik und der Wiedervereinigung Deutschlands. Dazu sollen die Begrifflichkeiten „Stress“ und „Familie“ definiert werden, um dann die individuellen und kollektiven Deutungen von „Stress“ und die daraus resultierenden sozialen Erfahrungen und Praktiken der Familienmitglieder und -verbände systematisch zu untersuchen.
Das besondere Potential des geplanten methodischen Ansatzes liegt in der instruktiven Verbindung aus Diskurs-, Emotions- und Erfahrungsgeschichte. Das Projekt will die Korrelation von gesellschaftlich gefilterter Selbstwahrnehmung, sozialer Psycho-Pathologie und bundesrepublikanischen Transformationsprozessen – insbesondere bezüglich der geschlechterspezifischen Rollenverteilungen – untersuchen und verortet sich an einer Schnittstelle zwischen Sozial-, Kultur-, Alltagsgeschichte.