Wertewandel zwischen Moderne und Postmoderne

Neue Schlaglichter auf den gesellschaftlich-kulturellen Wandel seit den 1960er Jahren

Interdisziplinäre Tagung, 12.-14. April 2012 im Landesmuseum Mainz

Organisiert von Prof. Andreas Rödder, Dr. (des.) Bernhard Dietz und Dr. Christopher Neumaier

Kann die Untersuchung von Werten ein Schlüssel für das Verständnis gesellschaftlichen Wandels sein? Es scheint so, denn kaum eine der vielen neuen Studien zur Geschichte der Bundesrepublik kommt ohne einen Rekurs auf Werte und Wertewandel aus. Dabei wird der Wertewandel der späten 60er und frühen 70er Jahre als eine von mehreren Erklärungen für die tief greifenden gesellschaftlichen Wandlungsprozesse im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts gesehen. Dafür greifen Historiker die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Werteforschung auf, die für diese Zeit einen „Wertewandlungsschub“ von „Pflicht- und Akzeptanzwerten“ hin zu „Freiheits- und Selbstentfaltungswerten“ (Helmut Klages) konstatierte. Die theoretischen und methodischen Probleme eines solches Rekurs wurden dabei allerdings meist nicht reflektiert. Doch welche Implikationen hat die Übertragung einer sozialwissenschaftlichen Kategorie in die Zeitgeschichte und unter welchen Bedingungen können sich Historiker auf die Ergebnisse der Sozialwissenschaften berufen? Welchen Beitrag für die diachrone Analyse von Werten und ihrem Wandel kann darüber hinaus die historische Bürgertumsforschung liefern?
Diesen Fragen widmet sich die interdisziplinäre Tagung in der theoretischen Einführung und in der ersten Sektion. Geklärt werden soll darüber hinaus, welche heuristischen Möglichkeiten sich aus einer kritischen genuin historischen Wertewandelsforschung ergeben. In den vier weiteren Sektionen ist es das Ziel der Tagung die These vom „Wertewandelsschub“ zwischen 1965 und 1975 anhand historisch-empirischer Beiträge kritisch zu prüfen. Vor dem Hintergrund der jüngeren historischen Diskussion über die Verortung der 1970er Jahre können die historischen Fallbeispiele aus den Bereichen „Arbeit“, „Religion“, „Familie“ sowie „Gesundheit, Körper, Leben“ neue Schlaglichter auf den gesellschaftlich-kulturellen Wandel seit den 1960er Jahren werfen. Dabei verspricht das internationale und interdisziplinäre Teilnehmerfeld eine fruchtbare Diskussion und neuen Erkenntnisgewinn für die Mainzer Historische Wertewandelsforschung.