Bearbeitet von Dr. Thorsten Holzhauser
Die Auseinandersetzung mit politischer Belastung gehört zu den wesentlichen Herausforderungen von Transformationsgesellschaften. Insbesondere nach Kriegen, Diktaturen und Regimewechseln stellt sich für die neuen politischen Systeme die Frage, wie mit kompromittierten Personengruppen verfahren werden soll. Wer aber aus welchem Grund als wie schwer „belastet“ angesehen wird und welche Schlussfolgerungen sich daraus ergeben, ist das Ergebnis komplexer Zuschreibungs- und Aushandlungsprozesse. Die Studie nimmt diese Aushandlungsprozesse um politische Belastung in drei europäischen Nachkriegsdemokratien in den Blick. Sie untersucht politische Diskurse um die Sanktionierung, Amnestierung und Reintegration NS- und kollaborationsbelasteter Personen in Westdeutschland, Österreich und Frankreich und fragt nach Gemeinsamkeiten, Unterschieden, Veränderungen und gegenseitigen Einflüssen: Wie wird politische Belastung definiert, begründet und differenziert? Wer gilt als kompromittiert und wie wird mit diesen Personengruppen verfahren? Und welche Rolle spielen Diskurse politischer Belastung im demokratischen Wiederaufbau- und Transformationsprozess?
Weitere Beteiligte: Theresa Hecker und Paul Treffenfeldt